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01.09.2015 Kurzinformation

Deutsche Studententeams räumen in Alaska beim internationalen Mikrosystemtechnik-Wettbewerb iCan ab

Auch im zweiten Jahr in Folge erzielten deutsche Studententeams, dieses Mal von der Universität Bremen, dem Karlsruher Institut für Technologie und der Universität Freiburg, mit ihren Erfindungen beim internationalen Mikrosystemtechnik-Wettbewerb iCan im amerikanischen Anchorage, Alaska, hervorragende Ergebnisse. Sie belegten erneut den sensationellen ersten, zweiten und dritten Platz und setzten sich damit gegen Teams aus den USA, China, Japan, Neuseeland, Thailand, Polen, Taiwan und der Schweiz durch. Zielsetzung von iCan ist es, mit einem funktionstüchtigen Prototypen den praktischen Nutzen von mikrosystemtechnischen Sensoren und Aktoren für Anwendungen des Alltags zu zeigen.

Den ersten Preis holte sich das Team der Universität Bremen mit SCIPIO (SCIentific Purirication IndicatOr). Theodor Hillebrand, Konstantin Tscherkaschin, David Horch, Yannik Auth und Maike Taddiken vom Institut für Mikrosensoren, -aktoren und -systeme (IMSAS) überzeugten die internationale Jury mit ihrem Gerät zur Messung der Wasserqualität in Entwicklungsländern. Sie entwickelten ein schmales Röhrchen, das die Effekte der Zerstörung von Keimen in PET-Flaschen durch Einwirkung von UV-Strahlung misst. Bei der bekannten SODIS-Methode (SODIS = Solar Water Disinfektion) wird Wasser in eine transparente PET-Flasche gegeben und für sechs Stunden in die Sonne gelegt. Das im Sonnenspektrum enthaltene UV-Licht tötet Keime und Krankheitserreger ab. Allerdings verlängern Wolken oder eine zerkratze Flasche die benötigte Reinigungszeit, so dass die Menschen nach sechs Stunden keimbelastetes Wasser konsumieren und erkranken. Die Studierenden entwickelten daher einen wiederverwendbaren, verschleißteilfreien Indikator, der den Reinigungsprozess in der Flasche kontrolliert und über Piktogramme auf einfachste Weise mit dem Anwender interagiert. Hierdurch werden Fehlanwendungen und die daraus resultierenden Erkrankungen und Misstrauen gegenüber der Reinigungsmethode vermieden. Zudem wird die Methode dadurch leichter zugänglich für Kinder und Analphabeten.

Auf Platz 2 kam das Team aus Karlsruhe mit ihrem JointWatchR (Gelenkbeobachter), einem mit Sensoren ausgestatteten Laufschuh mit variabler Dämpfung, die über eine Handy-App eingestellt werden kann. Zudem verfügt der Laufschuh über eine eingebaute Sensorik, um ein Bewegungsprofil des Fußes beim Auftreten zu erstellen. Die Daten werden drahtlos an ein Smartphone gesendet, was sowohl sofortiges Feedback während des Laufens als auch eine anschließende Auswertung ermöglicht. Der JointWatchR von Julian Wolf, Lennard Sielaff, Thilo Richter, Philipp Nicklas, Nora Reichelt und Markus Mann vom Institut für Mikrostrukturtechnik am KIT erkennt damit ungünstige und schädliche Gelenkbelastungen, warnt den Träger und unterstützt so das Gelenk.

Den dritten Platz belegte das Team aus Freiburg mit seinem Projekt Smart Shower. Eva Grether, Moritz Berger, Ronja Khelifa, Felicia Wieland und Kim Allinger entwickelten einen energieautarken Duschkopf, der zu einem umweltbewussteren Leben sensibilisiert. Der Duschkopf besitzt die Fähigkeit, den Durchfluss sowie die Temperatur des Wassers zu messen. Hierbei werden die ermittelten Daten verarbeitet und drahtlos auf ein Display übertragen. Der Nutzer der Dusche ist somit jederzeit über seinen Energie- und Wasserverbrauch sowie die Kosten für das Duschen informiert. Die Firma Hansgrohe SE, Hersteller von sanitärtechnischen Produkten, zeigte sich von der Erfindung der Freiburger begeistert und möchte mit den Studierenden künftig zusammenarbeiten. Zusätzlich entwickelt das Team gerade eine App, die die Funktion des Displays erweitert. Der Verbraucher kann dadurch die Daten direkt auf seinem Smartphone ablesen und erhält damit eine Übersicht über seinen gesamten Wasserverbrauch.

Auch in diesem Jahr unterstützten die Sponsoren Miele & Cie KG und Dr. Fritz Faulhaber GmbH & Co. KG sowie das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die deutschen Teams finanziell. Der Wettbewerb iCan ist eine chinesische Initiative, die sich mittlerweile starker internationaler Beteiligung erfreut und bereits zum sechsten Mal ausgerichtet wurde. Bei iCan treten die drei Siegerteams der regionalen Wettbewerbe aus China, Japan, Taiwan, Neuseeland, USA und Europa gegeneinander an. In Deutschland dient als Vorentscheidung der nationale Wettbewerb COSIMA, der vom VDE mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) betreut und Ende Oktober 2015 auf dem MikroSystemTechnik Kongress in Karlsruhe ausgetragen wird. Der Kongress wird vom BMBF, dem Land Baden-Württemberg und dem VDE organisiert. Es besteht immer noch die Möglichkeit, an COSIMA teilzunehmen und sich damit für iCan 2016 zu qualifizieren.

Weitere Informationen unter www.vde.com/gmm.