Am 28. Oktober 2014 besuchten wir im Rahmen einer halbtägigen Exkursion die Daimler AG in Sindelfingen. Jeder kennt die Fahrzeuge und die Firma Daimler, aber wie werden die Fahrzeuge produziert, welche Technologien und Materialien werden genutzt und wie sieht das Logistiksystem aus? Das waren Fragen, die auf der Exkursion beantwortet werden sollten. Zu besichtigen gab es das Presswerk, Karosserie-Rohbau und die Endmontage.
Zunächst gab ein Film den Überblick über den Entstehungsprozess eines PKWs von der Idee bis hin zur Fahrzeugübergabe an den Kunden. Mit einem Bus passierten wir dann die Pforte zum Werksgelände, das mit über 2 Quadratkilometer Fläche einfach zu groß ist, um es zu Fuß zu erkunden. Das Mercedes-Benz Werk Sindelfingen ist das weltweit größte Produktionswerk der Daimler AG und im globalen Produktionsnetzwerk von Mercedes-Benz Cars das Kompetenzzentrum für Personenwagen der Ober- und Luxusklasse. Im vergangenen Jahr haben die rund 32.000 Mitarbeiter über 480.000 Pkw der Mercedes-Benz C-, E- und S-Klasse sowie der Baureihen CL, CLS, SLS AMG und Maybach gefertigt.
Vorbei an zwei werkseigenen Teststrecken ging es zunächst zum Karosserie-Rohbau. Beim Betreten der Werkshalle ließ der Geruch der Schweißroboter das Herz jeden Ingenieurs höher schlagen. Allerdings gehört Schmutz und starker Lärm der Vergangenheit an. In der fast klinisch sauberen Produktionsstätte wird mit wenig hochqualifiziertem Fachpersonal ein Automatisierungsgrad von 99% erreicht, was eine gleich bleibend hohe Fertigungsqualität ergibt. Schweißen und Kleben sind die maßgeblichen Verbindungstechnologien. Die Automatisierungstechnik ist neben der normalen Produktion auch immer wieder „Spielwiese“ der Techniker. So gab es zwei Roboter „Rolf“ und „Dieter“, die im Rahmen von Forschungsarbeiten neben ihrer Handlingaufgabe den „Griff in die Kiste“ von chaotisch lagernden Teilen in einer Gitterbox „erlernten“. Das ausgeklügelte System der Just-in-Sequence Produktion konnte eindrucksvoll an Monitoren demonstriert werden.
Der Bus brachte uns unter fachkundiger Führung von Frau Erle zum Presswerk, wo uns die „Jumbo“ erwartete, eine Müller-Weingarten Presse für großflächige Karosserieteile. Die etwa 80 m lange Presse stanzt und presst in mehreren Arbeitsgängen Stähle unterschiedlicher Qualität und am Ende steht lediglich noch die Kontrolle von Maßhaltigkeit und Oberflächenqualität. Zitat Frau Erle „sollte ein Haar mit in die Presse kommen, ist das auch noch nach der Lackierung zu sehen“. Es ist unglaublich, aber das führt zu Ausschuss.
Nachdem wir alle ordentlich durchgerüttelt von den Vibrationen der Presse – die komplette Werkshalle ist schwingungsgedämpft gelagert, um die Vibrationen nicht an die Umgebung weiter zu geben – die Halle wieder verließen, wurden wir in die Endmontage eingeladen. Ebenfalls per „Just-in-Sequence“ kommen die Einzelteile zur richtigen Zeit ans Band. Hier wird mit hohem manuellen Aufwand das Fahrzeug aus den vorbereiteten Komponenten zusammengesetzt und anschließend vermessen, getestet und dem Versand übergeben. Etwa 2500 Fahrzeuge werden pro Tag fertiggestellt und am Ende der Exkursion war von vielen Teilnehmern ein „unglaublich, mit welcher Präzession hier gefertigt wird“ zu hören. Die Fahrt zurück zum Kundencenter führte uns am werkseigenen Gaskraftwerk vorbei, das mit einer Leistung von 35 MW zu den modernsten in Europa gehört.
Zum Abschluss der Exkursion wurde den Teilnehmern von der Daimler AG ein kleines Präsent überreicht, das uns an diesen Nachmittag erinnern wird. Wir danken der Daimler AG für diese spannende und informative Exkursion, die allen Teilnehmern den hohen Komplexitätsgrad der Automobilfertigung und die unverzichtbare hohe Motivation der beteiligten Mitarbeiter vermittelt hat.